Krippenspiel und Paradiesspiel
Religiöse Predigtspiele und Inszenierungen.
Dass es neben dem beliebten Krippenspiel auch ein Paradiesspiel gibt, wissen die Wenigsten. Doch bereits im gesamten MITTELALTER finden sich die verschiedensten Formen der Veranschaulichung, also des persönlichen Nach- und Miterlebens, religiöser Festinhalte.
Das KRIPPENSPIEL wurde von Franz von Assisi 1223 in Italien so inszeniert, dass heutzutage viele behaupten, er habe es erfunden. Dabei wollte er lediglich dem einfachen Volk die Erzählung der Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium anschaulich präsentieren. Man darf nicht vergessen, dass zu jenen Zeiten die Messen noch auf Latein gehalten wurden und die meisten Menschen nicht Lesen und Schreiben konnten. Eine szenische Inszenierung war leichter verständlich – Franz von Assisi soll dafür sogar lebende Ochsen und Esel verwendet haben. Auch heute noch werden Krippenspiele traditionell zur Weihnachtszeit aufgeführt.
Das PARADIESSPIEL ist hingegen heutzutage weniger bekannt. Diese Inszenierung beinhaltet unter anderem den Sündenfall Adam und Evas, welche die Voraussetzung für die Geburt Christi mit dessen Erlösungswerk und Kreuzestod ist, als Erlösung der Erbsünde. Das erste schriftlich belegte Paradiesspiel im deutschen Raum soll 1194 in Regensburg stattgefunden haben.
Da der Gedenktag von Adam und Eva der 24. Dezember ist und zwischen Weihnachten und Dreikönigsfest die 12 HEILIGEN NÄCHTE liegen, wird das Paradiesspiel bevorzugt zu dieser Zeit aufgeführt. Da es aber im europäischen Winter zu dieser Zeit keine Apfelbäume mit Blättern und Äpfel gab, wurden immergrüne Nadelbäume mit Äpfeln behängt. Dies ist vermutlich die Geburtsstunde unserer heutigen Christbäume mit den roten Christbaumkugeln.
Religiöse Predigtspiele und Inszenierungen wurden im Hochmittelalter noch in und vor Kirchen abgehalten – im Spätmittelalter jedoch, verlagerten sie sich vermehrt in den breiteren öffentlichen Raum und wurden auch bei Umzügen aufgeführt.
Dezember 2025
