Die 40 Martinstage

Die 40 Martinstage

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Die 40 Martinstage
Vom Fest des Hl. Martin zur heutigen Adventszeit.

Wenn wir heute an die Vorweihnachtszeit denken, haben wir den ADVENT im Kopf. Vier Wochen geprägt von Kerzenschein, Christkindlmärkten und dem Duft von Keksen und Glühwein. In früheren Jahrhunderten jedoch, begann die Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten nicht erst mit dem ersten Adventsonntag, sondern schon viel früher – nämlich mit den 40 MARTINSTAGEN.

Im MITTELALTER begann am 11. November, dem Festtag des Hl. Martin von Tours, die sogenannte „QUADRAGESIMA SANCTI MARTINI“ – eine 40-tägige Fastenzeit. Diese sollte die Gläubigen innerlich reinigen und auf die Geburt Christi vorbereiten. Am 25. Dezember endete die Fastenzeit, woraus sich die 40 Tage ergeben.

Wie so oft im Mittelalter war diese Zeit geprägt von Gegensätzen. Vor dem Beginn der strengen Fastenzeit wurde am Martinstag noch einmal kräftig gefeiert – mit Gans, Wein und süßem Gebäck. Danach folgte die stille und nüchterne Phase des Fastens, welche mit einem Festmahl an Christi Geburt endete.

Im Laufe der Jahrhunderte verkürzte sich die Vorweihnachtszeit von den ursprünglich 40 Martinstagen zu dem uns heute bekannten ADVENT. Nach und nach verlor sich der strenge Fastencharakter und gewann stattdessen immer mehr festliche Elemente.

Wenn wir heute den Advent erleben, ahnen wir kaum noch, dass er einst eine längere Fastenzeit war. Doch der Gedanke sich bewusst einzustimmen, Ballast abzuwerfen und dem Wesentlichen Raum geben, ist zeitlos. Vielleicht liegt darin eine Inspiration für unsere Gegenwart: Inmitten von Lichterglanz und Geschenketrubel, die stillen Wurzeln dieser Wochen nicht vergessen.

November 2025

Wenn es dunkel ist…

Wenn es dunkel ist…

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Wenn es dunkel ist…
Zur Geisterstunde allein auf Schloss Greinburg.

Die Tage werden kürzer, die Nächte werden langsam kälter und auf Schloss Greinburg kehrt nach einer ereignisreichen Saison schön langsam Ruhe ein. In einen Winterschlaf verfällt das Gebäude aber schon lange nicht mehr. Auch im Spätherbst und Winter finden regelmäßig Führungen statt.

Richtig ruhig wird es erst, wenn alle Mitarbeiter in den Feierabend gegangen sind. Wenn alle Lichter ausgegangen sind und die Türen versperrt werden. Wenn die DUNKELHEIT schön langsam über das Gebäude fällt, die Räume verdüstert und den Hof in FINSTERNIS taucht.

Stockdunkel ist es dann, wenn man im Arkadenhof steht, denn kein Straßenlicht erhellt ihn. Man hört nur das laute Plätschern des Springbrunnens. Nur? – Oder hört man doch mehr? Das Plätschern schlägt sich in den Gängen des Hofs an den Wänden wieder, dass man glauben könnte Stimmen zu hören. Wie ein leises Gemurmel in einer anderen Sprache – ganz weit weg. Oft wendet man sich um und schaut, ob man nicht aus Versehen einige Besucher übersehen hat.

Sitzt man in bestimmten Räumen, so glaubt man Schritte über sich zu hören. Schwere, träge Schritte, die kommen und gehen. Hoffentlich ist es nur das Holz, dass da über unseren Köpfen arbeitet.

Es gibt aber manchmal auch unerklärliche Geräusche, wie das Spielen von Klaviertasten oder das Knattern einer einfahrenden Kutsche. Was oder wer der Verursacher ist, muss man gar nicht herausfinden. Ein über 500 Jahre altes Gebäude ohne unheimliche Geräusche wäre sicher ein langweiliges Gemäuer.

Für alle Kinder, die die Greinburg in völliger Dunkelheit und nur mit einer Taschenlampe bewaffnet erleben möchten, bieten wir im Oktober Taschenlampenführungen an. 

Oktober 2025

Historischer Tanz

Historischer Tanz

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Historischer Tanz
Eleganz und Etikette am Hof.

Passend zu der Veranstaltung „HISTORISCHER TANZWORKSHOP“ am 14. September 2025 widmen wir diesen Blogartikel dem Historischen Tanz der Renaissance und des Barocks.

Der Tanz war zu dieser Zeit ein integraler Bestandteil der damaligen Kultur und diente dem Vergnügen, der Unterhaltung und der Repräsentation. Aber auch die Brautwerbung konnte auf der Tanzfläche stattfinden. In der Renaissance und im Barock gab es nämlich noch sehr strenge Regeln für das Zusammentreffen beider Geschlechter. Der Tanz war einer der wenigen Gelegenheiten, wo sich unverheiratete Paare unterhalten, flirten und sogar berühren konnten. Aber auch hier durfte man die Etikette nicht vergessen! Zwei Tänze mit dem gleichen Partner signalisierten besonderes Interesse – mehr als zwei Tänze mit dem gleichen Partner galten bereits als unschicklich.

Private und öffentliche Bälle waren gleichsam beliebt – der Vorteil bei privaten Bällen bestand darin, dass man sich die Gäste aussuchen konnte. Somit kam man nicht in Verlegenheit mit Personen eines niedrigeren Standes zusammenzutreffen. Gemeinsam tanzen durfte man sowieso nur, wenn man einander bereits vorgestellt wurde.

In der Renaissance wurden Tanzschritte erstmals aufgezeichnet und konnten somit einem breiteren Publikum vermittelt werden. Es entstand auch ein neuer Berufsstand – der TANZMEISTER. Vor allem in den Adelskreisen gehörte der Tanz zur Ausbildung junger Damen und Herren. Umso anmutiger man sich beim Tanzen bewegte, desto gefragter war man als Tanzpartner.

Aus der französischen Renaissance (ab 1500) sind der Branle, die Pavance und die Gaillarde bekannt. Im Barock (ab 1600) geht es dann schon etwas leidenschaftlicher zu – vor allem bei der Allemande, bei der die Arme immer wieder – in der damaligen Auffassung – „erotisch“ verschlungen wurden. Auch die Courante, die Sarabande, die Gique und die Bourée waren im Barock besonders beliebt.

All diese Tänze werden zwar mit einem Partner getanzt, gehören aber zu den Gesellschaftstänzen, bei denen oft im Reigen getanzt wird. Enger Körperkontakt war strengstens verboten – der uns heute bekannte Walzer, der im 18. Jahrhundert entstand – war daher anfangs als unmoralisch und skandalös verpönt.

Der „HISTORISCHE TANZWORKSHOP“ lässt alle Interessierten in die Lebenswelt der Renaissance- und Barockzeit eintauchen und vermittelt durch praktische Übungen und tänzerische Einheiten einen dynamischen Zugang zur Geschichte. 

September 2025

Tafeln wie der Herzog

Tafeln wie der Herzog

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Tafeln wie der Herzog
Ein Porzellanservice der KPM.

Die gedeckte Tafel im Speisezimmer von Schloss Greinburg stellt das Porzellanservice von Herzog Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha (1884-1954) zur Schau, welches er anlässlich seiner Hochzeit 1905 geschenkt bekam. 250 Sets sollen es insgesamt sein – komplett mit Suppentellern, Esstellern, Knochentellern…

Herzog Carl Eduard war ein Enkel der Queen Victoria von Großbritannien und der Urgroßvater des heutigen Besitzers der Greinburg.

Das Porzellanservice stammt aus der KÖNIGLICHEN PORZELLANMANUFAKTUR BERLIN (KPM), die auch heute noch in Betrieb ist. Eine zeitlose Blumenmalerei ziert die Teller mit verschiedenen bunten Arrangements. Jeder Teller ist handbemalt und somit ein Unikat. Die Rückseiten der Teller sind mit der Zeptermarke der Manufaktur versehen und somit eindeutig datier- und zuordenbar. Die sechsfach eingezogenen Goldränder der Teller umrahmen die Stücke und geben dem Service eine besonders feierliche Note.

Die höfische Tafel war einst ein Ort perfekter Inszenierungen. Das kostbare Porzellan und die einst so aufwendige Tischdekoration lieferten den Rahmen für große Politik. Das uns heute geläufige Tafelgedeck mit mehrteiligem Besteck hat eine relativ junge Geschichte, denn auch bei Hof aß man lange Zeit mit den Fingern.

Erst seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gibt es Aufträge für die Fertigung von einheitlichem Service an europäischen Höfen. Diese bestanden zu dieser Zeit noch aus Gold, Silber oder Zinn. Erst seit dem 18. Jahrhundert wurden sie aus Porzellan hergestellt. Die erste europäische Porzellanmanufaktur entstand 1710 in Meißen – davor musste man das Porzellan aus China importieren.

Die Königliche Porzellanmanufaktur Berlin wurde hingegen 1763 von Friedrich dem Großen gegründet. Er war es auch, der der Manufaktur seinen heutigen Namen und sein Zeichen – das königliche Zepter – gab.

Bei der EXPERTENFÜHRUNG „Vom Teppich bis zum Kronleuchter“ können Sie dieses Service näher betrachten und mehr über die Geschichte des Porzellans erfahren.

August 2025

Abkühlung gefällig?

Abkühlung gefällig?

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Abkühlung gefällig?
Eine Grotte im Schloss.

Was gibt es an heißen Sommertagen Schöneres als eine Abkühlung an einem kühlen Ort? Sie sollten dafür unbedingt die SALA TERRENA auf Schloss Greinburg aufsuchen!

In den 1630ern unter dem damaligen Besitzer Graf Meggau erbaut, fasziniert diese künstlich angelegte Grotte bis heute Besucher von Nah und Fern. Ein Mosaik mit ca. 22 Millionen DONAUKIESELSTEINEN bedeckt den Boden, die Wände und die Decke. Es wirkt so, als würde diese dargestellte Scheinwelt den Arkadenhof in künstlicher Weise fortsetzten. Dem Besucher wird ein Ausblick auf eine fiktive Landschaft gewährt – eine Illusion, die zum Verweilen und Entdecken einlädt.

In die ebenfalls künstlich angelegte TROPFSTEINHÖHLE in der Raummitte fügen sich einige Sitzplätze um einen ovalen Springbrunnen, der aus konservatorischen Gründen nicht eingeschaltet wird.

Blickt man auf das Gewölbe stechen zuerst die Personifikationen der vier Elemente in den Sitzkappen ins Auge – Wasser, Erde, Feuer und Luft. Auch zwei gleichaussehende Sagenfiguren, die sich bei eingehender Betrachtung als Donaunixen herausstellen, sind dort zu sehen.

Besonders reizvoll sind die vielen Bäume, die sich einmal nach rechts, dann nach links neigen, die sich ineinander verwinden oder kurzerhand gleich abbrechen, da sich ein reales Fenster über ihnen befindet. Die Blätter dieser Bäume sind aus Majolika Keramik gefertigt und bei näherem Hinsehen, kann man sie als Ahorn- und Buchenblätter identifizieren.

GROTTEN wie diese galten in der Antike als Aufenthaltsort von Nymphen und wurden bereits damals auch künstlich hergestellt. In der Renaissance fanden sie wieder Eingang in die italienische Architektur – allen voran in der Gartengestaltung von Schlossbauten. Auch nördlich der Alpen finden sie sich wieder – wie man an diesem Beispiel erkennen kann.

Vor allem an heißen Sommertagen fühlt man beim Eintreten den massiven Temperaturunterschied von Innen und Außen – eine angenehme Abkühlung für Jung und Alt.

Juli 2025

Auf, zu neuen Ufern!

Auf, zu neuen Ufern!

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Auf, zu neuen Ufern!
Abschlusssaison im OÖ Schifffahrtsmuseum

Am 13. Juni 1970 war es soweit – das OÖ Schifffahrtsmuseum wurde auf Schloss Greinburg vom damaligen Landeshauptmann und in Anwesenheit der Hausherrin Herzogin Viktoria Adelheid von Sachsen-Coburg und Gotha feierlich eröffnet.

Die meisten Ausstellungsgegenstände, angefangen von Schiffs- und Floßmodellen bis hin zu altem Schiffmannsgerät, stammen aus den schifffahrtsgegenständlichen Beständen des OÖ Landesmuseums (OÖ Landes-Kultur GmbH). Die Modelle geben einen guten Überblick über die gesamte Ruderschifffahrt, die Flößerei und die Holzschwemme des Landes.

Die an der Donau gelegene Greinburg war somit ein perfekter Ort, um die gefährliche Schifffahrt im hier gelegenen STRUDENGAU zu präsentieren. Die Orte Grein, Struden, St. Nikola und Sarmingstein profitierten früher von dieser gefährlichen Engstelle des Stroms mit dem darauffolgenden Strudel. Sie waren nicht nur bedeutende Warenumschlagplätze für das Hinterland – auch durch die Einrichtung von Mautstellen und die Organisation der Durchfahrt durch den Struden kam viel Geld in die Gemeindekassen.

Im Kleinen Rittersaal ist ein Modell des ersten eigenständig gebauten Dampfschiffs „MARIA ANNA“ zu sehen. 1837 absolvierte sie ihre erste Fahrt von Wien nach Linz und benötigte dafür 55 Stunden und 22 Minuten. Die Fahrt donauabwärts von Linz nach Wien bewältigte sie in nur 9 Stunden und 30 Minuten. Die eingebaute Dampfmaschine hatte 60 PS und reichte aber nicht aus, um die starke Strömung im Strudengau zu überwinden – auf diesem Streckenabschnitt mussten immer noch Pferde vorgespannt werden. Ab dem Jahre 1838 fand ein regelmäßiger Verkehr zwischen Wien und Linz statt.

Im zweiten Raum sind einige Standesvertreter der zahlreichen schifffahrtlichen Berufe, wie Schiffsreiter, Flößer und Schiffsbauer zu bewundern. Diese Modelle besitzen sogar individuelle Gesichtszüge und gehen auf reale Persönlichkeiten zurück.

Ein besonderes Modell im dritten Raum ist das Modell des Traunfalls. Es zeigt die technische Lösung des befahrbaren Traunfalls im Jahre 1790. Durch den Bau einer hölzernen Fahrrinne konnte dieser Fall in beide Richtungen schiffbar gemacht werden.

Mit Ende der Saison 2025 schließt das OÖ Schifffahrtsmuseum auf der Greinburg. 55 Jahre sind eine lange Zeit und wir möchten uns bei allen Besuchern und Unterstützern des Museums herzlich bedanken. Viele Modelle werden ein neues Zuhause finden und in neuem Licht präsentiert werden. Wir geben interessierten Besuchern noch einmal die Möglichkeit das Schifffahrtsmuseum zu besuchen und in Rahmen von Führungen erlebbar zu machen. Die Termine finden Sie hier.

Für die frei werdenden Räumlichkeiten auf der Greinburg laufen die Planungen – lassen Sie sich überraschen!

 

Juni 2025