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Ein Prinz tritt sein Erbe an
Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha.

Schauplatz Wiener Kongress: Nach dem Sturz Napoleons wurde von September 1814 bis Juni 1815 in Wien eine neue europäische Friedensordnung geschaffen. Über 200 europäische Staatsmänner verfolgten das gemeinsame Ziel ein Gleichgewicht der Mächte zu schaffen und die Grenzen Europas neu zu ordnen. Mitten in der Menge des Großereignisses befand sich ein gutaussehnender großgewachsener deutscher Erbprinz, der nur so von politischem Ehrgeiz getrieben war. Der Wiener Kongress war wohl einer seiner ersten Berührungspunkte mit Österreich, doch es sollte nicht sein Letzter bleiben.

Bereits einige Jahre später erwarb er in Grein an der Donau das SCHLOSS GREINBURG, welches sich seither im Besitz seiner Nachfolger befindet.

Doch wer war dieser stolz erscheinende Erbprinz, der es verstand, sich zwischen den Großmächten diplomatisch zu verhalten?

ERNST I. VON SACHSEN-COBURG UND GOTHA wurde 1784 im oberfränkischen Coburg geboren, wo er, wie es der Zeit entsprach, eine sehr konservative Erziehung erhielt. Der junge Erbprinz wächst aufgrund der Schulden des Herzogtums Coburg in äußerst bescheidenen Verhältnissen auf. Er war der Älteste von insgesamt neun Kindern und wurde aufgrund einer schweren Erkrankung seines Vaters Herzog Franz mit bereits 19 Jahren vorzeitig für volljährig erklärt. Im Jahre 1803 galt man nämlich erst mit 25 Jahren als volljährig. Drei Jahre später starb sein Vater, woraufhin die Thronfolge auf Ernst fiel. Aus dem Erbprinzen wurde ein Herzog. Sein Erbe konnte er allerdings nicht sofort antreten.

Zu jener Zeit herrschten in Coburg die napoleonischen Jahre. Kaiser Napoleon I. führte Krieg mit Preußen und Russland. Ernst hatte Coburg bereits verlassen und hielt sich im ostpreußischen Königsberg auf, im Hauptquartier der Preußen. Von dort aus beobachtete er die Lage seines Fürstentums, welches mittlerweile unter französische Verwaltung genommen wurde. Eine Rückkehr nach Coburg, sowie eine Übernahme der Regierungsgeschäfte waren völlig ausgeschlossen, da der Herzog als Generalmajor im russischen Dienst tätig war. Erst mehr als ein Jahr später gelang es ihm zurückzukehren. Still und heimlich. Ernst hielt sich verdeckt an mehreren Orten auf, bis er dann im Juli 1807, nachdem die französischen Besatzungsgruppen abgezogen waren, endlich wieder in seine Residenzstadt Coburg einziehen konnte. Fortan bemühte er sich um den Wiederaufbau seines Herzogtums.

1817 heiratete Herzog Ernst im Alter von 32 Jahren, die erst 16-jährige vermögende PRINZESSIN LUISE VON SACHSEN-GOTHA-ALTENBURG. Eine Prinzessin aus geordneten finanziellen Verhältnissen kam den mit Geldnöten geplagten Herzog gerade recht. Für ihn war die Verbindung mit der Alleinerbin des Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg daher eine äußerst attraktive Vernunftheirat. Luise hingegen war Hals über Kopf in ihren Ernst verliebt. Die junge Prinzessin war fest davon überzeugt, dass sie in Ernst ihren Traumprinzen gefunden hat. Sie schwebte im siebten Himmel. Was Luise noch nicht ahnte, ihr Märchenprinz Ernst war keiner dieser edlen Ritter, die sie aus ihren romantischen Lektüren kannte. Zu sehr war sie geblendet von der Vorstellung der ewigen Liebe, doch die Realität holte sie schon bald ein und ihr Märchenprinz wurde ihr zum Verhängnis.

Spannend, dramatisch und sehr berührend geht die Geschichte weiter. Allerdings nicht heute, aber schon sehr bald bei unserer Expertenführung „Im Frauenzimmer“.

Jänner 2025